Martin Luther und die Musik
 
Konzept und künstlerische Gesamtleitung: Daniel Finkernagel

„Wir wissen, dass die Musik auch den Teufeln zuwider und unerträglich sei. Und ich sage es gleich heraus, dass nach der Theologie keine Kunst sei, die mit der Musik könne verglichen werden, weil allein dieselbe nach der Theologie Ruhe und ein fröhliches Gemüte verschafft.“ 

Daniel Finkernagel bringt, im 500. Jahr der Reformation, Martin Luther auf die Bühne und macht viel Zitiertes auf neue Art lebendig. In der Intensität von Musik und Rezitation erlebt das Publikum das Gegenwärtige der Thesen Luthers. Finkernagel gelingt es auch in dieser Veranstaltung, große, musikalische und geistesgeschichtliche Inhalte ebenso respektvoll wie unterhaltend zu präsentieren – denn auch die robusteren Luther-Töne kommen nicht zu kurz.

Reformation und Rezitation: vom Wechsel

Auf der Bühne: Das SIGNUM Saxophone Quartet, die Schauspielerin Corinna Kirchhoff, die Kölner Vokalsolisten und Peter Wesenauer an der Orgel. Im Raum: Der Geist der Reformation. Ausgesuchte Luther-Thesen liefern den roten Faden des Abends. Sie erklingen als reine Rezitation, als Melodram für Sprechstimme und Saxophonquartett oder als rhythmischer Chor-Vortrag im Stil der antiken Tragödie. Und so machen Musiker, Chor, Orgel und Sprechstimme in einem schnellen Wechsel aus Text, komponierter und improvisierter Musik das Drama der Reformation erlebbar. Zu den reformationsbezogenen Texten kommen schlaglichtartige Sequenzen über Gott und vor allem die Welt, die Luthers Temperament beleuchten.

Leben und Erleben: von Thesen und Tönen

In diesem dichten Fluss aus Wort und Musik erklingen nicht nur die Thesen, sondern auch die großen Töne der Reformation. Dazu gehören natürlich ausgewählte Choräle, Psalmlieder und Hymnen aus der Feder Luthers wie „Ein feste Burg“, „Nun komm der Heiden Heiland“ oder „Aus tiefer Not“. Auch reformationsinspirierte Werke von Schütz, Bach oder Praetorius durchweben die Textvorträge. Das SIGNUM Saxophone Quartet improvisiert über Kirchenlieder und Thesen von Martin Luther.  Der ganze Raum, ob Kirche oder Konzertsaal, wird in einer Mischung aus Chor- und Instrumental-Formationen mit immer neuen, eindringlichen Klangfarben erfüllt.

Nicht die gängige Luther-Verkörperung durch einen beleibten Schauspieler, sondern Musik und Text stehen im Vordergrund dieses Luther-Erlebnisses. Folglich übernimmt hier, mit der (auch musikalisch erfahrenen) Corinna Kirchhoff, ganz bewusst eine Frau den Part der Rezitationen.

So baut Daniel Finkernagel auch in diesem Veranstaltungskonzept wieder Brücken: zwischen Wort und Musik, den beiden großen  Reformations-Werkzeugen Luthers. 

PROGRAMM
(Auszug)

Corinna Kirchhoff

Martin Luther, Rezitation aus den 95 Thesen und Tischreden, solo und mit SIGNUM Saxophone Quartet

Peter Wesenauer

Peter Wesenauer, Improvisationen über Luthers Lieder und Choräle
Johann Sebastian Bach, Choralvorspiel „Mit Fried und Freud fahr ich dahin“ BWV 616

SIGNUM Saxophone Quartet

David Maslanka, Meditationen über „Der Du bist drei in Einigkeit“ und „O Salutaris Hostia”
(aus: „Recitation Book")
Peter Wesenauer, „Thesen“ und „Dr. Luthers Tafelmusik“

Kölner Vokalsolisten

Martin Luther, „Sie ist mir lieb die werte Magd“
Heinrich Schütz, „Wir glauben alle an einen Gott“
Michael Praetorius, „Mit Fried und Freud fahr ich dahin“
Josquin Desprez, „Ave Maria“

Kölner Vokalsolisten und…

Sopran-Saxophon (Improvisation): Martin Luther, „Aus tiefer Not schrei ich zu Dir“
…Alt-Saxophon (Improvisation): Gregorianischer Choral, „Ave maris stella“
...SIGNUM Saxophone Quartet: J. S. Bach, „Nun komm der Heiden Heiland“ (aus Kantate BWV 62)
…SIGNUM Saxophone Quartet und Orgel: Martin Luther, „Ein feste Burg ist unser Gott“

 

SIGNUM Saxophone Quartet
„Wir sind der tiefen Überzeugung, dass Musik verändert, tröstet, unendliche Freude schenkt und dort greift, wo manchmal Worte nicht ausreichen, um sich auszudrücken.“


Blaž Kemperle, Erik Nestler, Alan Lužar und Guerino Bellarosa – das sind vier Saxophon-Virtuosen, die mit viel Energie und Leidenschaft frischen Wind in die Konzertsäle bringen. Das Repertoire reicht von Originalwerken bis Bearbeitungen, von Renaissance bis Moderne, von der Klassik bis hinein in Genres wie Jazz und Folklore. Auf der Bühne unterstreichen die vier begnadeten Improvisatoren ihre schillernde Performance oft durch Choreographien und Inszenierungen im Raum. Ihr Ensembleklang zeugt von der Opulenz und Kompaktheit des Saxophons und ist dabei so stimmig und erlesen wie ein Streichquartett. Das Spiel der „Echo“-Preisträger wird in der Presse als „hochemotional, risikofreudig und grandios“ geschätzt. Ihre intensive Tournee-Tätigkeit führt sie weltweit an die renommiertesten Konzertorte, vom Schleswig Holstein Festival über das Concertgebouw Amsterdam, von der Grand Philharmonic Hall St. Petersburg bis zur Carnegie Hall in New York. Und auch in Daniel Finkernagels Programm „Shakespeare goes Varieté“ bewiesen sie ihre musikalische und darstellerische Vielseitigkeit.

Kölner Vokalsolisten
Gesang

Julia Reckendrees, Alexandra Thomas, Dominque Aline Bilitza, Leonhard Reso, Fabian Hemmelmann, Christian Walter bilden ein     sechsstimmiges Vokalensemble, dessen Repertoire von Renaissance und Barock über romantische Programme bis hin zu Volksliedarrangements reicht. Insbesondere aber prägt die vokale Kammermusik des 20. und 21. Jahrhunderts ihr Schaffen, das sich durch die enge Zusammenarbeit mit zeitgenössischen Komponisten und zahlreiche Uraufführungen auszeichnet. So stellen sie alte und neue Musik einander gegenüber, ebenso schwelgend wie sezierend. Ihre Brillanz fußt in lupenreiner Intonation und perfekter Stimmbeherschung, umgesetzt mit großem stilistischen Einfühlungsvermögen und sensiblem Gespür für dichten Klang. Engagements führten sie u. a. in die Kölner Philharmonie, die Tonhalle Düsseldorf, auf Festivals wie die MusikTriennale, das Mittelrheinfestival, den Romanischen Sommer Köln oder das Eilat Chamber Music Festival. Gemeinsame Projekte verbanden sie bereits mit Partnern wie den WDR, den NDR, das Ensemble Musikfabrik oder das Goethe Institut.

Corinna Kirchhoff
Rezitation

Corinna Kirchhoff gehört seit ihrem spektakulären Debüt 1983 in Tschechows „Drei Schwestern“ (Regie: Peter Stein) zu den großen Schauspielerinnen unserer Zeit. Herausragende Regisseure wie Andrea Breth, Jürgen Gosch, Klaus Michael Grüber oder Luc Bondy haben mit ihr gearbeitet. Sie wirkt an den bedeutendsten deutschsprachigen Bühnen wie dem Burgtheater Wien, dem Schauspielhaus Zürich oder dem Berliner Ensemble. Zuletzt begeisterte sie in Daniel Finkernagels Programm „Shakespeare goes varieté“ mit der Rezitation von Shakespeare-Sonetten (Neuvertonung: Peter Wesenauer) und lieferte dabei einen virtuosen Beweis ihrer Wandlungsfähigkeit, als sie hintereinander die Rollen von King Lear, Richard III oder Heinrich IV verkörperte. Ebenso prädestiniert ist die Sprachkünstlerin für die Ambivalenz in Luthers Rede – für den elaborierten Stil des Reformators ebenso wie für seinen derben, rustikalen Tonfall, in dem so viele Zitate überliefert sind.

Peter Wesenauer

Komposition, Arrangements, Orgel und musikalische Leitung

Peter Wesenauer ist Morricone-Schüler und einer der vielseitigsten österreichischen Künstler: Dirigent, Organist und Pianist, Komponist und Arrangeur für Konzert, Theater und Musical, Schriftsteller („Kovalonskys Rache“), Festivalgründer und -Leiter, leidenschaftlicher Kabarettist. Als Dirigent bei den Salzburger Festspielen ist das Multitalent aus dem Salzkammergut ebenso in seinem Element wie als Klavier spielender Kabarettist auf Kleinkunst-Bühnen. In der Heimat war er viele Jahre Direktor des „Mozart-Festival Salzkammergut“ und der „Hallstatt Classcis“. Er ist Gründer und künstlerischer Leiter der international tourenden Sinfonietta da Camera Salzburg. Wesenauers neue Oper „Eine blassblaue Frauenschrift“ nach eigenem Libretto, das auf einer Erzählung von Franz Werfel basiert,  wird im Februar 2017 in Wien uraufgeführt werden. Nicht zuletzt wirkt er als kreativer Partner in vielen innovativen Programmen von Daniel Finkernagel.